IV. Theologisches in seinen Werken

Wie bereits erwähnt, sah sich Kepler berufen, Naturwissenschaftliches, seinen Glauben und seine Verehrung Gottes miteinander zu verbinden. Theologie und Naturwissenschaft stammen laut Kepler aus der gleichen Quelle.

So meinte er selbst, dass der Kern des Frühwerkes „Mysterium Cosmographicum“ (1596), in dem er sich mit den Fragen beschäftigt, ob in der Schöpfung beziehungsweise den Planentenbahnen ein harmonischer Bauplan Gottes zu erkennen ist, ob zwischen den einzelnen Sphären der Planeten bestimmte geometrische Relationen zu finden sind und warum Gott gerade sechs und nicht mehr Planeten erschaffen hat, einer Erleuchtung entstamme, die wie ein Traum über ihn gekommen sei. Hierin formuliert er auch ganz deutlich worum es ihm ging: „Jetzt aber, freundlicher Leser, vergiß nicht den Zweck aller dieser Dinge, das ist die Erkenntnis, Bewunderung und Verehrung des allweisen Schöpfers. Denn es heißt nichts, vom äußeren Augenschein zum inneren Sinn, von der sichtbaren Erscheinung zum inneren Schauen, von der Beobachtung des Weltlaufs zu dem so tiefen Ratschluß des Schöpfers vorzudringen, wenn du dich nicht in einem Schwung, mit der ganzen Hingabe deines Herzens aufwärts zur Erkenntnis, Liebe und Verehrung des Schöpfers fortreißen läßt. Drum stimme lauteren Sinnes und dankbaren Herzens mit mir in das Lob dessen, der das vollkommendste Werk begründet hat. [darauf folgt die gottlobende Schlusshymne]“

Auch sein 1609 erscheinendes Werk „Astronomia nova“ mit dem Untertitel „Ursächlich begründet oder Physik des Himmels; dargestellt in Untersuchungen über die Bewegungen des Sternes Mars. Aufgrund der Beobachtungen des Edelmannes Tycho Brahe.“ Ist, wie die anderen Werke Keplers, erfüllt von der Stimmung einer religiösen Geisterkenntnis. In diesem Vorwort, das dem bereits verstorbenen Brahe gewidmet war, finden sich folgende Zeilen:

„Demütig nahe ich mich, das Buch hier in den Händen als Gabe. 
Duftender Weihrauch möge es sein dem Schöpfer des Weltalls, 
Weihrauch, deinen Bäumen entquollen, mit deiner Erlaubnis 
Eifrig gesammelt von mir. Ich bring ihn, erhoben die Hände. 
Reinen Sinnes opfere ich ihn! Ich folg Dir in Innbrunst, 
Bete ich fromm mit Dir: Der weise Begründer des Himmels 
Helf´ mir bei meinem Bemühen, das Werk seiner Allmacht zu deuten.“

1615 lieferte Kepler einen “Bericht vom Geburtsjahr Christi” ab, in dem er einen Zusammenhang zwischen dem Stern von Bethlehem und einer “Groben Konjunktion” (Stellung zweier Gestirne im gleichen Längengrad) der Planeten Jupiter und Saturn herstellte, die damals von babylonischen Astrologen beobachtet worden war. Durch Rechnungen zeigte Kepler, dass Jesus 5 Jahre und nicht 1 Jahr vor unserer heutigen Zeitrechnung geboren wurde.

Und auch Keplers „Harmonices mundi“ (1619) könnte man als eine einzige enthusiastische Preisung der Schöpfung Gottes bezeichnen. Er versucht mit seiner harmonisch geometrischen Beschreibung der Welt das Lob auf Gott wieder aufzubauen, das ja laut Kirche unter dem neuen Weltbild litt.

Kepler veröffentlichte drei rein theologische Schriften: „Unterricht vom H. Sacrament“ (1618), „Glaubensbekandtnus“ (1623) und „Notae zum Brief von Dr. D. Matthias Hafenreffer“ (1625).


Betrachtet man Keplers tiefgründigen Gedanken und Studien, die er auf dem Gebiet der Theologie betrieben hat, ist es eigentlich bedauerlich, dass wir heute fast nur den Astronomen Kepler kennen, der rationale, naturwissenschaftliche Gesetze entwickelt hat. So formulierte der Autor Friedrich Doldinger einst treffend:

 

„Die Mitwelt hat dich um den Lohn beraubt, 
die Nachwelt dir nur das Gesetz geglaubt; 
was du vom Wesen sprachst, wer mocht es hören?“


 zurück zum Stundenplan