III. Das anthropische Prinzip

Keplers Anschauungen entsprachen dem, was man heute als anthropisches Prinzip bezeichnet:

„Ich fühle mich von einer unaussprechlichen Verzückung ergriffen ob des göttlichen Schauspiels der himmlischen Harmonie. Denn wir sehen hier, wie Gott gleich einem menschlichen Baumeister, der Ordnung und Regel gemäß, an die Grundlegung der Welt herangetreten ist.“

PhilosophieDas anthropische Prinzip (von griechisch anthropos „Mensch“) besagt, dass die enorme Vielzahl von Naturgesetzen und Naturkonstanten im Universum exakt so aufeinander abgestimmt sind, dass sie Leben ermöglichen, welches diese unwahrscheinlichen Bedingungen als solche auch zu erkennen vermag.

Die Entwicklung von irdischen Leben wäre wohl unmöglich, wenn 
- die physikalischen Gesetze 
- die Werte der Naturkonstanten 
merklich von den im Labor festgestellten abweichen würden. 
Daher dürften wir auch nicht imstande sein, ein wesentlich anderes Universum zu beobachten als das unsrige.

Daraus folgt:

  1. Sie kann der menschliche Geist in mehr oder weniger weiten Grenzen konzipieren und begreifen
  2. Sie haben mathematische Form

Nicht nur dass der Mensch in das Universum hineinpasst, das Universum passt auch zum Menschen. Man stelle sich ein Universum vor in dem sich irgendeine der grundlegenden dimensionslosen physikalischen Konstanten in die eine oder andere Richtung um wenige Prozent verändern würde. In einem solchen Universum hätte der Mensch nie ins Dasein kommen können. Das ist der Dreh- und Angelpunkt des anthropischen Prinzips. Gemäß diesem Prinzip liegt dem gesamten Mechanismus und dem Aufbau der Welt ein die Existenz von Leben ermöglichender Faktor zugrunde. 
(John Barrow und Frank Tipler The Anthropic Cosmological Principle Seite 7)

Mit folgendem Satz führte Brandon Carter 1973 das Anthropische Prinzip in die wissenschaftliche Diskussion ein:

"We must be prepared to take account of the fact that our location in the universe is necessarily privileged to the extent of being compatible with our existence as observers."

"Cogito ergo mundus talis est" 
= Ich meine, also ist das Weltall so beschaffen (daß es mich als denkendes Wesen geben kann)

Die Vertreter des AP weisen darauf hin, dass das Universum in seiner Gesamtheit, (von wem oder was auch immer) so fein abgestimmt ist, dass sich daraus zwangsläufig Leben in der Form wie wir es kennen entwickeln musste. Denn wiche auch nur eine der grundlegenden naturwissenschaftlichen Konstanten von ihrem Wert ab, so wäre das Leben in seiner Form nicht möglich. Dass sich binnen 13,7 Milliarden Jahren (seit dem „Urknall“) quasi aus dem Nichts Bewusstsein bilden konnte, setzte schier unzählige Anfangsbedingungen, Prozesse und Evolutionen voraus, von denen uns allenfalls nur Mosaiksteine bekannt sind. So hängt die Entwicklung des Kosmos entscheidend von den Anfangsbedingungen der Expansion und den Naturkonstanten Lichtgeschwindigkeit c oder dem Planckschen Wirkungsquantum h und den Massen der Elementarteilchen sowie der Kräftehierarchie der Wechselwirkungen ab.

 

Beim Studium des APs muss man sich mit den beiden hauptsächlichen Varianten auseinandersetzen:

  • Schwaches Anthropisches Prinzip (engl. weak anthropic principle, WAP): 
    „Die beobachteten Werte aller physikalischen und kosmologischen Größen sind nicht gleich wahrscheinlich aber sie nehmen Werte an, die beschränkt sind durch die Erfordernisse für die Existenz von Orten an denen Kohlenstoff basiertes Leben entwickeln kann und durch die Erfordernis dass das Universum bereits alt genug sein muss, dass dieser Vorgang bereits eingetreten ist.“
  • Starkes Antropisches Prinzip (engl. strong anthropic principle, SAP): 
    „.. das Universum (und deswegen die fundamentalen Parameter von welchen es abhängt) muss derart sein, dass es die Entstehung von Beobachtern in ihm in manchen Phasen erlaubt.“

Die schwache Version wurde als „Argument aus Mangel an Vorstellungskraft“ kritisiert für die Annahme, dass keine anderen Formen von Leben möglich seien. Auch die starke Version wurde kritisiert als nicht wissenschaftlich prüfbar bzw. nicht falsifizierbar sowie als schlicht unnötig. Das Wort „muss“ in der Definition des starken APs ist für die mehrdeutige Interpretation des Prinzips verantwortlich, denn es kann als Forderung der schlichten logischen Verträglichkeit der Beobachtungsdaten mit der Beobachterexistenz als auch in einem tieferen teleologischen Sinn gedeutet werden. Weil das starke AP teleologisch gedeutet werden kann, wird ihm häufig ein unwissenschaftlicher Charakter unterstellt.


Es gab noch viele andere Wissenschaftlicher, die sich zu dem AP äußerten, so zum Beispiel:

- Barrow und Tipler: „Intelligente Informationsverarbeitung muss im Universum entstehen, und, wenn sie einmal entstanden ist, wird sie niemals aussterben“ 
Sie nannten es das endgültige anthropische Prinzip (Final Anthropic Principle).

- John Wheeler: „Beobachter sind notwendig, um das Universum zu erzeugen.“

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