Philosophie = „Liebe zur Weisheit“

I. Kepler und die Philosophie

Am 15. Mai 1618 veröffentlichte Kepler sein Werk „Harmonices Mundi“, das vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt die „Harmonie der Welt“ bedeutet. In diesem Buch entwickelte Kepler den Begriff „Sphärenharmonie“, der auf Pythagoras zurückgeht, weiter.

Kepler war nicht nur Naturwissenschaftler sondern auch Philosoph. Kepler hatte drei Grundgedanken:

  • Das All gehorche einer einheitlichen Gesetzmäßigkeit.
  • "Der menschliche Geist durchschaue quantitative Verhältnisse am klarsten; er sei recht eigentlich geschaffen, diese aufzufassen."
  • "Ubi materia, ibi geometria.” (Wo Materie ist - da ist Mathematik)

Nikolaus von Kues

Kepler suchte ähnlich wie Pythagoras das Geheimnis der Welt nicht wie die Milesier in einem Urstoff, sondern in einem Urgesetz. So waren für Pythagoras die Zahlen das eigentliche Geheimnis und die grundlegenden Bausteine der Welt.

In der europäischen Neuzeit haben viele Philosophen, wie auch z.B. Nikolaus von Kues, die Meinung vertreten, dass „Gott die Welt unter Zugrundelegung mathematischer Gesetze geschaffen hat“. 
Kepler sah den Fehler der antiken griechischen Philosophen darin, dass sie versuchten, die Natur mit qualitativ verschiedenen Kräften zu erklären. Im Gegensatz dazu sah er die Natur als durch und durch einheitlich und die Unterschiede in ihr nur als quantitative.

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II. Qualität und Quantität

Was versteht man unter Qualität?

Das Wort kommt aus dem Lateinischen und ist mit Wörtern wie Beschaffenheit, Eigenschaft, Wert etc. zu übersetzen. In der Philosophie bedeutet dieser Begriff darüber hinaus "etwas Neues", oft "Höheres", auf das Vorherige beruhend aber dennoch anderes. 
Die Philosophen konzentrieren sich auf die Qualitäten im Sein und auf die Entstehung neuer Werte im Verlauf der Entwicklung bzw. der Zeit.

Beispiele hierfür wären zum Beispiel die Entstehung von:

  • Geist
    (der Gebrauch dieses Wortes ist nicht einheitlich, häufige Verwendungen im Sinne von „aktivem Bewusstsein“, Vernunft, Verstand, Seele)
  • Gesellschaft 
    (= sowohl die Menschheit als Ganzes als auch bestimmte Gruppen von Menschen, beispielsweise ein Volk, oder ein strukturierter, räumlich abgegrenzter Zusammenhang zwischen Menschen)
  • Ethik 
    ((von ethos) = die Lehre vom richtigen Handeln und Wollen, eng damit verbunden ist die Frage, was gut und böse ist)
  • Ästhetik 
    (= ursprünglich Lehre von den sinnlichen Wahrnehmungen, heute versteht man darunter in erster Linie die Lehre von den Gesetzmäßigkeiten und der Harmonie in Natur und Kunst)

Was versteht man unter Quantität?

Das Wort Quantität stammt aus dem Lateinischen und entspricht der mess- oder zählbaren Menge.

Diese Rückführung qualitativer Unterschiede auf quantitative Verhältnisse war eine der Voraussetzungen für den Erfolg der modernen Naturwissenschaften.

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III. Das anthropische Prinzip

Keplers Anschauungen entsprachen dem, was man heute als anthropisches Prinzip bezeichnet:

„Ich fühle mich von einer unaussprechlichen Verzückung ergriffen ob des göttlichen Schauspiels der himmlischen Harmonie. Denn wir sehen hier, wie Gott gleich einem menschlichen Baumeister, der Ordnung und Regel gemäß, an die Grundlegung der Welt herangetreten ist.“

PhilosophieDas anthropische Prinzip (von griechisch anthropos „Mensch“) besagt, dass die enorme Vielzahl von Naturgesetzen und Naturkonstanten im Universum exakt so aufeinander abgestimmt sind, dass sie Leben ermöglichen, welches diese unwahrscheinlichen Bedingungen als solche auch zu erkennen vermag.

Die Entwicklung von irdischen Leben wäre wohl unmöglich, wenn 
- die physikalischen Gesetze 
- die Werte der Naturkonstanten 
merklich von den im Labor festgestellten abweichen würden. 
Daher dürften wir auch nicht imstande sein, ein wesentlich anderes Universum zu beobachten als das unsrige.

Daraus folgt:

  1. Sie kann der menschliche Geist in mehr oder weniger weiten Grenzen konzipieren und begreifen
  2. Sie haben mathematische Form

Nicht nur dass der Mensch in das Universum hineinpasst, das Universum passt auch zum Menschen. Man stelle sich ein Universum vor in dem sich irgendeine der grundlegenden dimensionslosen physikalischen Konstanten in die eine oder andere Richtung um wenige Prozent verändern würde. In einem solchen Universum hätte der Mensch nie ins Dasein kommen können. Das ist der Dreh- und Angelpunkt des anthropischen Prinzips. Gemäß diesem Prinzip liegt dem gesamten Mechanismus und dem Aufbau der Welt ein die Existenz von Leben ermöglichender Faktor zugrunde. 
(John Barrow und Frank Tipler The Anthropic Cosmological Principle Seite 7)

Mit folgendem Satz führte Brandon Carter 1973 das Anthropische Prinzip in die wissenschaftliche Diskussion ein:

"We must be prepared to take account of the fact that our location in the universe is necessarily privileged to the extent of being compatible with our existence as observers."

"Cogito ergo mundus talis est" 
= Ich meine, also ist das Weltall so beschaffen (daß es mich als denkendes Wesen geben kann)

Die Vertreter des AP weisen darauf hin, dass das Universum in seiner Gesamtheit, (von wem oder was auch immer) so fein abgestimmt ist, dass sich daraus zwangsläufig Leben in der Form wie wir es kennen entwickeln musste. Denn wiche auch nur eine der grundlegenden naturwissenschaftlichen Konstanten von ihrem Wert ab, so wäre das Leben in seiner Form nicht möglich. Dass sich binnen 13,7 Milliarden Jahren (seit dem „Urknall“) quasi aus dem Nichts Bewusstsein bilden konnte, setzte schier unzählige Anfangsbedingungen, Prozesse und Evolutionen voraus, von denen uns allenfalls nur Mosaiksteine bekannt sind. So hängt die Entwicklung des Kosmos entscheidend von den Anfangsbedingungen der Expansion und den Naturkonstanten Lichtgeschwindigkeit c oder dem Planckschen Wirkungsquantum h und den Massen der Elementarteilchen sowie der Kräftehierarchie der Wechselwirkungen ab.

 

Beim Studium des APs muss man sich mit den beiden hauptsächlichen Varianten auseinandersetzen:

  • Schwaches Anthropisches Prinzip (engl. weak anthropic principle, WAP): 
    „Die beobachteten Werte aller physikalischen und kosmologischen Größen sind nicht gleich wahrscheinlich aber sie nehmen Werte an, die beschränkt sind durch die Erfordernisse für die Existenz von Orten an denen Kohlenstoff basiertes Leben entwickeln kann und durch die Erfordernis dass das Universum bereits alt genug sein muss, dass dieser Vorgang bereits eingetreten ist.“
  • Starkes Antropisches Prinzip (engl. strong anthropic principle, SAP): 
    „.. das Universum (und deswegen die fundamentalen Parameter von welchen es abhängt) muss derart sein, dass es die Entstehung von Beobachtern in ihm in manchen Phasen erlaubt.“

Die schwache Version wurde als „Argument aus Mangel an Vorstellungskraft“ kritisiert für die Annahme, dass keine anderen Formen von Leben möglich seien. Auch die starke Version wurde kritisiert als nicht wissenschaftlich prüfbar bzw. nicht falsifizierbar sowie als schlicht unnötig. Das Wort „muss“ in der Definition des starken APs ist für die mehrdeutige Interpretation des Prinzips verantwortlich, denn es kann als Forderung der schlichten logischen Verträglichkeit der Beobachtungsdaten mit der Beobachterexistenz als auch in einem tieferen teleologischen Sinn gedeutet werden. Weil das starke AP teleologisch gedeutet werden kann, wird ihm häufig ein unwissenschaftlicher Charakter unterstellt.


Es gab noch viele andere Wissenschaftlicher, die sich zu dem AP äußerten, so zum Beispiel:

- Barrow und Tipler: „Intelligente Informationsverarbeitung muss im Universum entstehen, und, wenn sie einmal entstanden ist, wird sie niemals aussterben“ 
Sie nannten es das endgültige anthropische Prinzip (Final Anthropic Principle).

- John Wheeler: „Beobachter sind notwendig, um das Universum zu erzeugen.“

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IV. Was ist „Teleologie“?

Die Teleologie (griechisch, im altgriechischen Sinn Ziel, Sinn und Lehre) ist die Lehre der ziel- und zweckbestimmten Ordnung von Gegenständen und Ereignissen.

Nach teleologischen Anschauungen, sind Naturphänomene einer inneren Zweckgerichtetheit unterstellt. Dabei wird nach Aristoteles zwischen der causa materialis (=Stoffursache) und der causa finalis (=Zweckursache) unterschieden. Man versucht Vorgänge in der Natur nicht über Wirkursachen sondern über Zielzustände zu erklären. So sagt die Teleologie aus, dass es in der Natur so etwas wie Absicht und Planung gebe.

Das teleologische Prinzip wird mittlerweile von vielen Wissenschaften abgelehnt. Man hat zum Beispiel in der Biologie versucht die gesamte Entwicklung eines Eies zu einer bestimmten Spezies teleologisch zu erklären. Jedoch konnte keine Erklärung für das Wirken eines solchen letzten Prinzips gefunden werden und die Erkenntnisse der Genetik und der Paläontologie (= Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter) brachten die Teleologie schließlich vollständig in Verruf. Manche Philosophen sehen es als größte Leistung Darwins an, dass er Aristoteles' vierte und letzte Ursache widerlegt hätte, indem er zeigte, dass eine Entwicklung hin zu einem bestimmten Ziel durch die natürliche Auslese erklärt werden könne.

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