I. Kepler und die Hexenverfolgung
Johannes Kepler gilt als einer der größten Naturwissenschaftler aller Zeiten. Mit seinen bis heute gültigen Forschungen beginnt die wissenschaftliche Neuzeit. Aber ausgerechnet seine Mutter entging nur knapp dem Feuertod auf dem Scheiterhaufen:
Missgünstige Nachbarn hatten sie als Hexe denunziert, weil die kräuterkundige Keplerin mit zu großem Erfolg als Heilerin praktizierte. Außerdem entsprach sie den damaligen Vorstellungen einer Hexe: sie war klein, mager, wies eine schwärzlich-braune Gesichtsfarbe auf und sie galt als klatschsüchtig und zänkisch. Ihre Anklageschrift liest sich schier endlos: Sie wurde verdächtigt das Vieh behext zu haben, einen Vater zweier Kinder getötet zu haben und sie habe eine junge Frau dem Teufel zugeführt, wodurch sie als Kupplerin des Teufels verachtet wurde. Außerdem soll sie die Lähmung des Dorfschneiders verursacht haben. Sie wurde der Zauberei verdächtigt, da sie angeblich durch geschlossene Türen gehen konnte. Auch Blasphemie (Gotteslästerung) wurde ihr unterstellt. Und zu guter Letzt heißt es, Katharina Kepler habe einer Frau Unterleibsschmerzen angehext.
Nur mit Hilfe ihres berühmten Sohnes, der sie von 1615 an selbst verteidigte gelingt es ihr, den Hexenprozess zu überleben. Dabei kam Kepler und seiner Mutter ein juristisches Gutachten zu Hilfe, das vermutlich sein Studienfreund Besold geschrieben hat. Somit konnte er 1620 die Freilassung seiner Mutter Katharina Kepler erzwingen, jedoch verstarb diese schon ein Jahr später an den Folgen der Folter.
II. Was war die Hexenverfolgung?
Verfolgungen von der bösen Zauberei verdächtigen Personen gab es in fast allen Kulturkreisen; mit Hexenverfolgung als historischem Begriff meint man allerdings die Periode der legalen Hexenverfolgung bzw. der Hexenprozesse in Europa vom 15. bis ins 18. Jahrhundert. Der Großteil der Hexenverfolgungen liegt entgegen der landläufigen Ansicht nicht im Mittelalter, sondern in der frühen Neuzeit.
Allgemein lassen sich Parallelen zwischen der Hexenverfolgung und der Judenverfolgung feststellen, so wird die Hexenverfolgung auch als "Holocaust gegen die Frauen" bezeichnet.
Wie ist das Wort „Hexe“ definiert?
Eine Hexe war im Volksglauben eine mit Zauberkräften ausgestattete, meist weibliche aber auch männliche, unheilbringende Person, die im Rahmen der Christianisierung häufig mit Dämonen oder dem Teufel im Bund geglaubt wurde, die durch magische Kräfte Schadenszauber gegen andere Menschen durchzuführen vermochte.
Später übertrug sich der Begriff auf Frauen, deren Zuständigkeitsbereiche Heilkunst, Verhütung, Entbindung, Wetterzauber u.a. umfasste, etwas was sich auch mit den mythischen Kräften der vorzeitlichen Wesen verbinden lässt. Zur Zeit des Hexenwahns wurde diese Vorstellung mehr und mehr als Fremdbezeichnung auf Frauen und Männer angewandt, die sich vermeintlich oder tatsächlich in irgendeiner Weise vom christlichen Glauben entfernt hatten, womit ihre Verfolgung legitimiert wurde. Eigenbezeichnungen, die nicht unter peinlicher Befragung entstanden, sind nicht bezeugt.
Ursache
Zum einen verändert sich die Wahrnehmung von Zauberei durch die gebildete Elite. Die Gelehrten behaupten zu dieser Zeit, dass sich Hexen zu einer Sekte zusammengerottet haben und die Menschheit mit bösem Zauber bedrohen. Die allgegenwärtige Alltagsmagie kann da schnell zum Delikt werden. Zum anderen ist in der Bevölkerung die Bereitschaft zur Verfolgung von Personen da, die man für Krankheit, Not und Unglück verantwortlich machen kann, denn die Menschen konnten sich vieles nicht erklären, man kannte zum Beispiel die Bakterien als Krankheitsüberträger noch nicht. Jedoch betraf die Verfolgung nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Denn in Regionen wie zum Beispiel in Island war das Bild des Zauberers traditionell männlich besetzt und führte dazu, dass 80 % der Opfer Männer waren.
Der Hauptauslöser für die Hexenverfolgung und das Grundgerüst für die Prozesse und Hinrichtungen bildete eine höchst unheilige Allianz von Kirche, Staat und Wissenschaft
Hier hat nicht der Volkszorn die Feder geführt, sondern es sollten ganz im Gegenteil mit Hilfe von Hexenbulle und Hexenhammer die latenten Argwohngefühle und vorhandenen Vorurteile im Volke erst auf den Punkt gebracht werden.
Die Kirche befand sich in einer Legitimationskrise. Sie hatte sowohl gegen vor- und außerchristliche Glaubensinhalte zu kämpfen, als sich auch innerkirchlich mit Sekten, Ketzern und später mit der Reformation auseinander zusetzen. In beiden gegnerischen Lagern aber spielten Frauen z.T. tragende Rollen: In den vorchristlichen Religionen galt es, gegen weibliche Götter, gegen Priesterinnen und ihre Magie vorzugehen bzw. gegen den Glauben an eine besondere weibliche spirituelle Macht, die mit den Kirchenlehren nicht zu vereinbaren war. Es lag daher nahe, die alten Riten zu abergläubischen Praktiken und Hexereien zu erklären und entsprechend zu verfolgen.
Die ketzerischen Vereinigungen wiesen im Gegensatz zu der Kirche eine relativ große Frauenfreundlichkeit auf, sie gingen von einer faktischen Gleichheit zwischen Mann und Frau aus. Das war der Grund, warum die Sekten einen recht großen Zulauf von Frauen hatten, dies war ein „Beweis“ dafür, dass Frauen die „weniger Glaubenden“ waren.
Frauen, bis dahin spirituell aktiv, wurden zunächst vom sakralen Bereich ausgeschlossen.
Bis heute dürfen sie in der katholischen Kirche keine Priesterinnen sein. Die Kirche nahm ihnen jeden Einfluss auf die Form, in der sie Religion erleben konnten.
Die christliche Trennung in eine anständige, auf Fortpflanzung gerichtete und in eine unanständige, nur dem Lustgewinn dienende Sexualität war für das sinnenfrohe Mittelalter etwas Neues. Sexualität wurde plötzlich etwas Sündhaftes. Da Frauen als sexuell unersättlich galten, mussten sie als Verführerinnen verteufelt werden. Die weisen Frauen waren im Mittelalter die einzigen, die über Wissen in den Bereichen Verhütung und Abtreibung verfügten; Handlungen, die dem christlichen Verständnis von funktionaler Sexualität zuwiderliefen. Daher sind die Hebammen im Hexenhammer als “Hexenfürstinnen“ und “gefährlichste Hexen“ mit Sonderkapiteln bedacht worden.
So ist es kein Wunder, dass die Kirche dafür sorgte, dass der neue Stand der Mediziner zunächst ein Theologiestudium absolvieren musste und ohne Priester nicht tätig werden durfte. Hexenverfolgung war also für die Kirche ein Instrument zur Durchsetzung des christlichen Glaubens und zur Behauptung der kirchlichen Alleinzuständigkeit.
Die Wissenschaft, besonders die Medizin hatte Probleme damit, dass Naturheilverfahren wirkten. Da Krankheiten als Strafe für begangene Sünden angesehen wurden, durften diese nur von theologisch ausgebildeten Ärzten behandelt werden.
Durch Bücherverbrennungen war das alte Wissen der Hebammen nicht auszurotten da es nie schriftlich niedergelegt worden war. Als mündliches Wissen konnte es nur dadurch ausgerottet werden, dass die Trägerinnen dieses Wissens verbrannt wurden.
Im Mittelalter hatte man nicht die nötigen Geräte um manche Heilverfahren oder Medikamente zu untersuchen und so wurde die Wirkung auf Zauberei zurückgeführt, so wurden damals zum Beispiel Drogen wie auch heute verwendet; der daraus resultierende Gemütszustand machte viele Wissenschaftler sehr skeptisch.
Der Staat hatte auch großes Interesse an der Hexenverfolgung, so brauchte man, um die sozialen Unruhen unter Kontrolle zu bekommen, Sündenböcke. Da kamen die Hexen mit ihrem “Schadenszauber“ gerade recht.
Da durch den 30-jährigen Krieg viele Männer fehlten, hatte auch der Staat ein Interesse an der Ausrottung von Verhütungspraktiken und Abtreibung. Staatliche und kirchliche Interessen trafen sich hier. So war mitunter die Bevölkerungspolitik ausschlaggebend.
Die männlichen Eliten wollten die Konkurrenz der Frauen ausschalten und durch die Hexenverfolgungen mussten Frauen schließlich lernen, sich unauffällig zu verhalten, um nicht in irgendeiner Weise missliebig und deshalb beschuldigt zu werden.
III. Was war der „Hexenhammer“?
Im Dezember 1486 geht in Speyer ein unheilvolles Buch in Druck. Der Inquisitor Heinrich Kramer trägt aus der Literatur systematisch Argumente zusammen, die die Menschenjagd rechtfertigen. Kramer will die neue Vorstellung von der Hexensekte im deutschsprachigen Raum bekannt machen. Er erklärt, nur Ketzer könnten die Existenz von Hexen und Hexerei leugnen. Der Autor war ein Frauenhasser, der die Aufmerksamkeit der Hexenverfolgung auf die Frauen lenkte, denn in der Papstbulle sprach man noch von Personen beiderlei Geschlechts. In seinem Buch "malleus maleficarum" (Hexenhammer) spitzt er die Problematik auf die Frauen zu. Sie seien besonders leicht vom Teufel verführbar und fielen schneller vom Glauben ab. Der fanatische Autor ist überzeugt davon, dass weltliche Gerichte das "Superverbrechen" der Hexerei angemessen sühnen müssen. Er entwirft einen Leitfaden für Hexenrichter und beschreibt – als erfahrener Inquisitor – wie Hexen enttarnt werden können.
Kramer selbst ist der Autor des Hexenhammers, jedoch nannte er seinen Mitbruder Jakob (ebenfalls Inquisitor) Sprenger als Mitautor, um dem Werk mehr Autorität zu verleihen. Aber dieser wandte sich gegen Kramer. Er wollte die Gläubigen stärken, statt sie zu Spitzeln zu machen und Beschuldigte zu töten.
In seiner Begründung konnte sich der Autor auf eine Vielzahl entsprechender Lehren, insbesondere Kirchlehren, stützen, die alle von Aristoteles und seiner naturwissenschaftlichen Begründung für die Minderwertigkeit der Frau profitierten.
Beispiele
„Klein ist die Bosheit gegen die Bosheit des Weibes“
„…das Wort femina nämlich kommt von fe und minus (fe=fides, Glaube, minus=weniger, also femina=die weniger Glauben hat). Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Gauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage für die Hexerei ist.“
„Suchen wir nach, so finden wir, dass fast alle Reiche der Erde durch die Weiber zerstör worden sind“
„Alles geschieht aus fleischlicher Begierde, die bei ihnen unersättlich ist“
Kramer wollte die weltlichen Gerichte zuständig für die Hexenprozesse machen, so war es erst einmal notwendig die Richter über das „Hexenunwesen“ aufzuklären.
Als Vorgehensrichtlinie galten die Prinzipien des Inquisitionsverfahrens, die für das Sonderverfahren der Hexenprozesse sogar noch strenger wurden. Verfahrensrechtliche Neuerungen, die der Hexenhammer vorsah bzw. die aus ihm entwickelt wurden, waren zum Beispiel:
- Alle Foltermethoden waren gerechtfertigt, alleinige Grenze: die Folter durfte nicht unmittelbar zum Tod führen.
- Anonyme Zeugenaussagen waren zulässig, auch von Minderjährigen, Verbrechern und Geisteskranken. (Die Aussagen 4jähriger Kinder führten in Schweden zur Verurteilung von 72 Frauen und 15 Jugendlichen!).
- Die Vermutung der Schuld war ausreichend für eine Verurteilung.
- Als Indizien war alles zugelassen (z.B. die Tatsache, dass sich die Hexe während oder kurz vor einem Gewitter im Freien aufgehalten hatte.)
Hexenkommissaren und Richtern war daran gelegen, recht viele Hexen zu verbrennen, da sie kein oder nur ein geringes festes Gehalt bezogen, sie waren auf Kopfgelder nach der Anzahl der Verurteilten angewiesen. Außerdem konnte man das Vermögen eines Verurteilten für sich verwenden. In jedem Fall mussten die Angeklagten für alle im Zusammenhang mit ihrem Prozess stehenden Maßnahmen die Kosten übernehmen: Angefangen von den Rechnungen aus dem Wirtshaus, in dem die Ausschussmitglieder ihr Vorgehen gegen eine Verdächtige beraten hatten, bis zum Holz des Scheiterhaufens.
Der Hexenhammer zählt zu den verheerendsten Büchern der Weltliteratur und hatte katastrophale Konsequenzen für die Gesellschaft in Europa.
Hier ist die Anzahl der Opfer pro Land aufgezeigt:
IV. Was ist Folter, welche Methoden gab es damals?
Als Folter bezeichnet man das gezielte Zufügen von psychischem oder physischem Leid (Gewalt, Qualen, Schmerz) an Menschen durch andere Menschen, als Mittel für einen zielgerichteten Zweck, beispielsweise um eine Aussage, ein Geständnis, eine Widerrufung oder eine wichtige Information zu einem bestimmten Sachverhalt zu erhalten, den Willen und Widerstand der Folteropfer (dauerhaft) zu brechen.
Methoden der Inquisition
Beispiele:
- Die Wasserfolter:
Opfer muss Unmengen von Flüssigkeit schlucken - Körperliche Verstümmelung:
z.B. Zertrümmerung von Knochen mit Hammer - Die "Eiserne Jungfrau":
Das Opfer der Inquisition wurde in das Innere des Eisenkastens gestellt, dann schlossen sich langsam die Türen, so dass "die scharfen Dornen seine Arme durchstachen, und an etlichen Stellen seine Beine, und seinen Bauch und seine Brust, und seine Blase und die Wurzel seines Glieds, und seine Augen und seine Schultern, und seinen Hintern, ihn aber nicht töteten", zumindest nicht gleich. Das geschah meist erst nach ein paar Tagen der unmenschlichsten Schmerzen und Schreie. - Einsperren
in dunkeln, kalten feuchten Verließen - Hungertod
- Die "Judaswiege":
das Inquisitionsopfer wurde mithilfe einer Seilwinde nach oben gezogen und auf die Spitze einer hölzernen Pyramide gesetzt. Sein ganzes Gewicht ruhte nun nur noch auf der Scheide oder dem After, dem Hodensack oder dem Steißbein. - zurück zum Stundenplan
V. Gegenbewegung zur Hexenverfolgung
Die Grundlage für eine Gegenbewegung bildete auch in Deutschland die Aufklärung, denn sie verbannte die Folter aus dem Strafrecht und raubte der Kirche die theoretischen Grundlagen für die Hexenverfolgung, indem sie den Glauben an Macht und Wirksamkeit des Teufels erschütterte.
Es waren vor allem wahrscheinlich diese drei Schriften entscheidend für die Wende:
- 1563 verbreitete der humanistische Arzt Johann Weyer die Ansicht, die meisten Hexen seien psychisch gestört und gehörten deshalb in die Hand eines Arztes und nicht in die des Henkers.
- 1631 erschien anonym die cautio criminalis des Jesuiten und Juristen Friedrich von Spee, in der er die widersinnigen Verfahrensregeln der Hexenprozesse aufzeigte und die Unmöglichkeit für unschuldige Angeklagte, diesen Verfahren zu entrinnen.
- 1701 veröffentlichte der protestantische Jurist und Philosoph Christian Thomasius eine Schrift, in der er – letztlich erfolgreich – die Einstellung aller Hexenprozesse forderte, da es sich bei der Hexerei nur um ein fiktives Verbrechen handele.
Selbstverständlich waren die Kritiker der Hexenverfolgung in ständiger Gefahr auch selbst der Hexerei beschuldigt zu werden, so war es sehr mutig und heldenhaft solche Schreiben zu veröffentlichen.
Was hat Newton mit Kepler gemein?
Newton war ähnlich wie Kepler eine herausragende Forschernatur, die in vielen wissenschaftlichen Bereichen tätig war. Er entdeckte auf der Basis von Keplers Planetengesetzen das Gravitationsgesetz.
In welchen Bereichen war Newton aktiv?
- Physik
- Mathematik
- Astronomie
- Alchemie
- Philosophie
- Theologie
Ohne Newtons Entdeckungen wären moderne Physik und Raumfahrt nicht vorstellbar.
Isaac Newton wurde am 4.Januar 1643 in Woolsthorpe (England) geboren. Zum Zeitpunkt seiner Geburt war sein Vater bereits schon tot. Seine Mutter und Großmutter übernahmen die Erziehung Newtons, der auf dem Bauernhof groß wurde. Er besuchte die Dorfschule, später die Lateinschule des Nachbarstädtchens Grantham. Newtons Onkel, der Pfarrer war, erkannte seine starke Neigung zur Wissenschaft, insbesondere experimentellen Untersuchungen (zum Beispiel: Er versuchte die Windgeschwindigkeit eines Sturmes zu ermitteln, indem er seine Ergebnisse beim Weitsprung mit dem Wind, gegen den Wind und bei Flaute auswertete) und ihm war es zu verdanken, dass der Knabe nicht den väterlichen Bauernhof übernehmen musste. So ging er schließlich mit 18 Jahren an die Universität Cambridge und hatte dort das Glück, in Isaac Barrow einen Mathematiklehrer zu finden, der seine Begabung erkannte und zugleich förderte. Er bevorzugte dessen Vorlesungen in Philosophie, Mathematik und Theologie.
Als 1665 die Pest England heimsuchte, verbrachte Newton zwei Jahre daheim in Woolsthorpe. Seiner Meinung nach, war er zu diesem Zeitpunkt auf dem Zenit seiner schöpferischen Kräfte. So erscheint es nicht sehr verwunderlich, dass Erkenntnisse in der Infinitesimalrechnung wie in der Mechanik und Optik in dieser Phase ihre Wurzeln haben.
Nachdem Barrow 1669 entschloss, sich künftig nur noch mit der Theologie zu beschäftigen, veranlasste dieser, dass Newton dessen Nachfolger als Professor der Mathematik wurde. Er unterrichtete außerdem Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Geographie, Optik und Statik.
Newtons Stelle gewährte ihm einen bescheidenen Unterhalt und Zeit und die Möglichkeiten zur Forschung. So besorgte er sich eine Ausgabe des besten geophysikalischen Lehrbuchs 'Geographia generalis' von Bernhard Varenius.
In der Stille setzte er seine mathematischen, optischen und chemischen Untersuchungen fort. Von Descartes und John Wallis ausgehend, begründete er die Infinitesimalrechnung und die Reihenlehre, bestimmte Krümmung und Wendepunkte vieler Kurven.
Optische Experimente prägten Newtons erste wissenschaftliche Jahre (u.a. die Zerlegung eines Lichtstrahls in seine Spektralfarben mittels eines Prismas). Er fertigte dabei eigenhändig ein Spiegelteleskop mit 40-facher Vergrößerung.
Ab 1676 konzentrierte sich Newton verstärkt auf das Studium der Mechanik.
Newton erkrankte im Sommer des Jahres 1693 und zeigte in Folge dessen Symptome einer schweren emotionalen Störung. Obwohl er seine Gesundheit wieder erlangte, war nach der Krankheit seine kreative schöpferische Zeit vorbei. Wahrscheinlich litt er an Depressionen, er selbst machte ein permanentes Schlafdefizit dafür verantwortlich.
1696 nahm er aufgrund besserer Bezahlung die Stelle eines Münzwarts und später die des Direktors bei der Königlichen Münze in London an. In Folge seiner Beschäftigung verzichtete er im Jahre 1701 auf seine Professorenanstellung am Trinity College in Cambridge.
Nach der erfolgreichen Reform der königlichen Münzprägung erlangte er große Anerkennung und wurde 1703 zum Präsidenten der "Royal Society", einer naturwissenschaftlichen Gesellschaft, gewählt. Diese Position sollte er noch durch 25 Wiederwahlen bis zu seinem Tod behaupten können. 1705 erhielt Newton den Ritterschlag und durfte sich von nun an "Sir" nennen.
Sir Isaac Newton lebte fast ausschließlich für seine Forschungen. Er galt zu Lebzeiten eher als unangenehmer Mensch. Es kam ihm somit nie in den Sinn eine Familie zu gründen.
Newton starb am 31.3. 1727 in Kensington und wurde in der Westminster Abbey in London beigesetzt.
Newton gilt als einer der größten Naturwissenschaftler aller Zeiten, man sagt ihm nach, er habe abstrakt-theoretischen Scharfsinn mit experimentellem und handwerklichem Geschick in einmaliger Weise kombiniert.
III. Newtons wissenschaftliche Arbeiten
- Optik:
Newton revolutionierte die Vorstellung von Licht. Denn seit Aristoteles war jeder Wissenschaftler davon überzeugt, dass weißes Licht eine unteilbare Einheit darstellt.
Doch die chromatische Abberation des Lichts in der Linse eines Fernrohrs überzeugte ihn vom Gegenteil. Er schickte einen dünnen Sonnenstrahl durch ein Glasprisma und entdeckte das entstehende Farbenspektrum.Daraus schloss er, dass weißes Licht eine Mischung verschiedener Arten von Strahlen ist, die um einen jeweils leicht unterschiedlichen Winkel gebrochen werden und eine unterschiedliche Spektralfarbe erzeugen.
- Physik und Mathematik:
Das Buch "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica" wird als eines der bedeutendsten wissenschaftlichen Bücher überhaupt angesehen.In diesem Buch leitete er das Gesetz der Gravitation ab und konnte damit die Gültigkeit der Keplerschen Gesetze erstmals beweisen.
Außerdem sind darin die Grundsteine der klassischen Mechanik, die drei Grundgesetze der Bewegung und die Konzepte von absoluter Zeit, absolutem Raum, der Fernwirkung und so auch indirekt das Konzept des Determinismus enthalten. Zusammen bildeten sie für über 200 Jahre die Basis des naturwissenschaftlichen Weltbildes vieler Generationen, bis hin zur Relativitätstheorie Albert Einsteins.
Des Weiteren entwickelte er die Infinitesimalrechnung.
- Gravitationsgesetz:
Alle Körper ziehen einander an mit einer Kraft, deren Größe proportional zum Produkt ihrer Massen und umgekehrt proportional zum Quadrat ihres Abstands voneinander ist.Es gibt eine Legende die besagt, dass Newton die Idee der Gravitation kam, als er sah wie ein Apfel vom Baum fällt.
- Klassische Mechanik:
Die Klassische Mechanik ist die Physik sich bewegender Objekte der alltäglichen Art. Diese macht es möglich mit veränderlichen Größen wie Geschwindigkeit und Kraft zu rechnen.
- Fernwirkung:
Fernwirkung bezeichnet eine gegenseitige Beeinflussung von Körpern, die nicht in mechanischem Kontakt miteinander stehen. Newton selbst war ein Gegner der Fernwirkung und nach heutigem Wissensstand kann es eine solche auch nicht geben.Newton: „Es ist undenkbar, dass leblose, rohe Materie auf andere [...] Materie wirken sollte, ohne direkten Kontakt und ohne die Vermittlung von etwas anderem, das nicht materiell ist. Dass die Gravitation eine angeborene, inhärente und wesentliche (Eigenschaft) der Materie sein soll, so dass ein Körper auf einen anderen über eine Entfernung durch Vakuum hindurch und ohne die Vermittlung von etwas Sonstigem wirken soll, [...], ist für mich eine so große Absurdität, dass ich glaube, kein Mensch, der eine in philosophischen Dingen geschulte Denkfähigkeit hat, kann sich dem jemals anschließen.“
- Determinismus: (von lateinisch: determinare abgrenzen, bestimmen)
Der Determinismus ist eine Denkrichtung, welche den Zufall komplett ablehnt, eine philosophische Denkrichtung, die davon ausgeht, alle Ereignisse laufen nach vorher festgelegten Gesetzen ab. Deterministen vertreten die Meinung, dass bei bekannten Naturgesetzen und bekanntem Anfangszustand der weitere Ablauf aller Ereignisse prinzipiell vorausberechenbar sei.
- Infinitesimalrechnung:
Die Infinitesimalrechnung befasst sich mit mathematischen Funktionen, und untersucht das Verhalten dieser Funktionen auf kleinsten Intervallen. Diese Beschreibung des Funktionsverhaltens in infinitesimalen Abschnitten wird in der Differentialrechnung formal behandelt. Anschaulich ist es einsichtig, dass eine derartige Beschreibung der Funktionen im Kleinen es erlaubt, die von Funktionsgraphen eingeschlossenen Flächen zu berechnen. Diese Fragestellung behandelt die Integralrechnung.
Es kam zu einem großen Disput zwischen Newton und Leibniz, welcher zeitgleich mit Newton die Infinitesimalrechnung erfand. Denn es ging um die Frage, welcher von beiden nun die Methode als erster erfand. Heute gelten beide zugleich als Erfinder, denn sie kamen unabhängig voneinander zu denselben Erkenntnissen.
Nach dem erbitterten Streit mit Leibnitz zog sich Newton zeitweise aus der Forschung zurück.
Newtons Assistent Whiston kannte Newton aus nächster Nähe. Er schrieb:
„Newton war einer der verletzlichsten, vorsichtigsten und argwöhnischsten Charaktere, die ich je kannte.“
- Der Newtonsche Zeit- und Raumbegriff:
Nach Newton sei das Universum ein gewaltiges Uhrwerk, und nur die Zeit wahre die Ordnung aller Dinge. Des Weiteren sei sie eine feststehende Größe, die für jeden und überall gleich sei und sich nie ändere.
- Theologie und Alchemie:
Newtons Arbeiten in der Theologie und Alchemie sind weniger bekannt. In der Alchemie beschäftigte er sich mit der Suche nach dem „Stein der Weisen“. In der Theologie vertrat er antitrinitarische Ansichten.Trinität: = Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit ist die christliche Lehre (Dogma) von der Dreiheit der gleich großen Personen Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist in der Einheit des „göttlichen Wesens“.
Newtons Veröffentlichungen
Method of Fluxions (1671)
De Motu Corporum in Gyrum (1684)
Philosophiae Naturalis Principia Mathematica (1687)
Opticks (1704)
Arithmetica Universalis (1707)
Zitate von Newton:
- „...mit Hilfe dieser (meiner) Rechenmethoden erkläre ich Ihnen jetzt das Weltsystem.“
- „Die ganze Natur zu erklären ist als Aufgabe zu schwer für einen einzelnen oder sogar für ein ganzes Zeitalter. Viel besser ist es, kleinere Teile gründlich zu untersuchen und den Rest anderen zu überlassen, die späterkommen.“
- „Ich weiß nicht, wie ich der Welt erscheine, aber mir selbst komme ich vor wie ein kleiner Junge, der am Strand spielte und hin und wieder einen glatten Stein oder eine hübschere Muschel entdeckte, während der große Ozean der Wahrheit unentdeckt vor ihm lag.“
- „Gott erschuf alles aus Zahl, Gewicht und Maß.“
- „Wahrheit findet man immer in der Einfachheit der Dinge und nicht in ihrer Kompliziertheit.“
Zu Lebzeiten Keplers war die Alchemie sehr weit verbreitet und so war zum Beispiel sein Mitarbeiter in Prag Tycho Brahe ein begeisterter Alchemist. Auch Newton, der Keplers Ideen weiterentwickelte, war ein leidenschaftlicher Alchimist.
Die Alchemie ist ein alter Zweig der Naturphilosophie. Heutzutage werden viele Vertreter fragwürdiger Pseudowissenschaften als Alchimisten bezeichnet. Man hört auch oftmals abfällige Bemerkungen, die die Alchemie als unsinnig bezeichnen. Dabei wird aber vergessen, dass sie die Grundlage für anerkannte Naturwissenschaften wie die Chemie und Pharmakologie war.
Herkunft und Bedeutung:
Man kann die endgültige Herkunft des Begriffes Alchemie nicht genau festlegen. Es gibt mehrere wahrscheinliche etymologische Ansätze:
- Das ägyptische keme oder chemi, das so viel heißt wie das Schwarze - gemeint ist wohl die fruchtbare Erde des Nilufers
- Das hebräische ki mijah bedeutet "weil sie von Gott ist"
- Das schmiedekundige Schwarzmeervolk der Kimmerer, die auch Chymrer genannt werden
- Ham oder Cham, der dritte Sohn Nohas, lehrte Kunst und Wissenschaft
- Al oder El bedeuten in den semitischen Sprachen (dazu zählen beispielsweise arabisch und hebräisch) Gott - ein Synonym für Alchemie ist heilige- oder göttliche Kunst (sie wird auch oftmals als die „Königliche Kunst“ bezeichnet)
- Das arabische Al-Chama heißt übersetzt "durch das Feuer erforscht" und lässt auf die Beherrschung des Feuers durch den Alchemisten schließen
- Ein Engel Namens Chemes, Chimes oder Chymes, der den Menschen die Chemie gebracht hat
- Das griechische cheo steht für Gießen, chymeÃa bzw. chemeÃa bedeutet das Gießhandwerk, chyma bezeichnet den Metallguss
Als im 11. Jahrhundert mit Übersetzungen aus dem Arabischen ins Lateinische begonnen wurde, wandelte sich der Begriff zu Alchimia bzw. Alchemia.
Unter "Alchemie" versteht man heute den philosophischen Aspekt der Chemie, unter "Chemie" den wissenschaftlichen Aspekt, diese wollte sich nämlich von der theoretischen Alchemie emanzipieren.
Womit beschäftigt sich die Alchemie?
Sie ist eine sehr komplexe Wissenschaft die folgende Aufgabenbereiche abdeckt:
- Metallurgie (beschäftigt sich mit der Herstellung und Verarbeitung von Metallen und Legierungen)
- Suche nach dem Lapis oder der Tinktur, mit der jeder Gegenstand in Gold zu verwandeln sei, das die prima materia des Aristoteles bilden sollte
- babylonische Astrologie
- ägyptische Mythologie
- Färberei
- Glasherstellung
Bei der Auflistung fällt auf, dass es sich nicht nur um eine praktische Disziplin im Sinne einer Metachemie handelt. Viele Psychologen sehen verschiedenen alchemistische Vorgänge – wie beispielsweise die Umwandlung eines bestimmten Metalls in ein anderes- als eine Wissenschaft, die sich mit der Entwicklung des Menschen auseinandersetzt, d. h. mitinner-psychischen Prozessen. Diesen psychologischen Aspekt der Alchemie betonte vor allem der Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Carl Gustav Jung, der sich eingehend mit ihr beschäftigte und versuchte, sie für seine Analytische Psychologie fruchtbar zu machen.
Die drei wesentlichen Schwerpunkte der chinesischen Alchemie sind:
- die traditionellen kosmologischen Prinzipien
- die zum Elixier der Unsterblichkeit und den unsterblichen Heiligen in Beziehung stehenden Mythen
- die Techniken, die sowohl die Lebensverlängerung, als auch die Glückseligkeit und die geistige Spontaneität zum Ziel hatten
Über die Ursprünge der Alchemie sind sich die Experten nicht einig, aber erste genaue Angaben gibt es ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. Es gab in China ein Prinzip des Dao, das sich mit dem Streben nach der Unsterblichkeit beschäftigte. Wobei eine Einswerdung und Vollendung von Körper und Geist im Mittelpunkt stand.
So erfanden sie bei Versuchen Metalle zu veredeln das Schießpulver, Feuerwerk. Außerdem hatten sie eine sehr ausgeprägte Heilkunde und die Porzellanherstellung war schon hochspezialisiert.
Allerdings muss man die alchemistische Entwicklung im asiatischen Raum sehr differenziert in Augenschein nehmen, da sie durch ihre Geheimhaltung ihrer Kenntnisse isoliert zu betrachten ist. Sie nahm nur ein bisschen Einfluss auf die Entwicklung der Chemie in Europa durch die Seidenstraße, jedoch kann man sagen, dass die europäische Alchemie sich fast ohne Beeinflussung durch die ostasiatischen Kenntnisse entwickelt hat.
Man findet auch im alten Ägypten Kenntnisse über die frühesten Spuren der Chemie. Dort war es insbesondere den Priestern vorbehalten. So stammen z.B. Fähigkeiten wie die Kunst der Einbalsamierung von Leichnahmen aus Ägypten. Dabei entzogen sie durch Anwendung von Chemikalien dem Leichnam Wasser und schützten diesen somit gegen Fäulnis. Außerdem wussten die Ägypter auch schon, dass man durch Wärmeeinfluss bei Kalk und Ton sich diese Stoffe praktisch nutzbar machen kann. Auch die Färbung war schon damals mit Hilfe des violetten Farbstoffes der Purpurschnecke möglich, man hatte auch schon Kenntnisse darüber, dass bestimmte pflanzliche Substanzen, die normalerweise farblos waren durch Sauerstoff (Oxydation) tiefblaue Farbstoffe ergeben. Mitunter konnten die ägyptischen Priester auch Alkohol, Essig, Gifte und Heilmittel mit Hilfe ihres breiten Wissens herstellen.
Die Ägypter waren eher die Praktiker und die antiken Griechen die Theoretiker.
Es waren ihre Überlegungen die, die mittelalterliche Alchemie nachhaltig prägten. Manches kann man sogar noch heute als anerkannte wissenschaftliche Sachverhalte wiederfinden, so ist das Atom für einen Chemiker immer noch die kleinste Einheit eines Stoffes. Dies geht auf Leukipp, Demokrit und Epikur zurück, die dies im antiken Griechenland definierten.
Sehr wichtige Grundlagen stammen von Aristoteles (384 v. Chr. bis 322 v. Chr.). Dieser war davon überzeugt, dass sich Substanzen (Usia) aus folgendem zusammensetzen:
- Passiver Materie (hyla), die zwar strukturlos ist, jedoch alle Möglichkeiten in sich trägt
- Formverleihender Kraft (enÃrgeia), die die äußere Gestalt und das Wesen des Dings geben
Laut Aristoteles strebt alles nach einer höheren Wesensform, wie z.B. die Saat aufgeht und zum Korn wird. Bei diesem Prozess nimmt der Anteil an Materie stetig ab. In Folge dessen ist die Endstufe der Wesensform stofflos, Gott, als unbewegter Beweger Ziel und Ursache zugleich und somit erste Materie (Prima Materia). Seinen Anschauungen nach ist alles eins (hen to pan) - ein Bild, das sich im Ourobos wiederfindet, einer Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Die metaphysische Prima Materia erscheint, wird von den Alchemisten jedoch stofflich gesehen und spielt in Transmutationsprozessen eine wichtige Rolle.
Transmutation = Umwandlung eines Objekts in ein anderes
Aristoteles begründet somit seine eigene Elementarlehre, bei der er die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft von Empedokoles übernimmt. Elemente bestehen ihm nach aus eigenschafts- und formloser Urmaterie (Materia Prima) und zwei von vier Qualitäten bzw. Prinzipien.
Da sich die Elemente ineinander umwandeln lassen, muss sich mindestens eines der Prinzipien ändern. Eine Transmutation ist also möglich. Daher wurde die Lehre des Aristoteles immer wieder als Basis verwendet.
Ein homogener Körper, z.B. ein Metall besteht aus Elementen mit spezifischer Zusammensetzung. Die mechanische Mischung homogener Körper bildet inhomogene Körper, z.B. ein Lebewesen. Aristoteles sieht im Äther ein fünftes, konstantes und untrennbares Element, das alle Prinzipien vereinigt.
Nun ist es vielleicht verständlicher warum es Menschen aus den gebildeten Kreisen nicht schwer fiel an eine Umwandlung von Eisen in Gold zu denken. Nach unserem heutigen Wissensstand ist das auch unmöglich doch im Mittelalter glaubte man daran obwohl es nie jemandem nachweislich gelungen ist.
Obwohl die Alexandrinische Bibliothek abgebrannt ist und somit jegliches antikes Wissen für das Mittelalter verloren war, gibt es viele Berichte aus der arabischen Wissenschaft, aus denen hervorgeht, dass Menschen das Unmögliche doch vollbracht haben sollen.
Im Jahr 1031 stürzte der letzte Kalif von Córdoba; die Spanier eroberten im Rahmen der Reconquista die Iberische Halbinsel wieder zurück. Das führte zu einer Ausbreitung der kabbalistischen Juden über Spanien und Südfrankreich.
Mit dem arabischen Einfluss in Spanien im 15. Jahrhundert gelangte die Alchemie nach Mitteleuropa. Dank dem kirchlichen Verbot der Alchemie im 8. Jahrhundert gewannen die mohammedanischen Araber gegenüber den Christen bis zum 13. Jahrhundert einen großen, für lange Zeit uneinholbaren, Vorsprung in Sachen Chemie. Das hat bis heute seine Auswirkungen, denn sehr viele chemische Fachwörter sind arabischen Ursprungs. Z.B. "Al-Chemie" (al chimia = die Erde), "Alkohol" (al kuhl), "Alkali" (al khalia = die Asche) und viele mehr. Man bemerkt gleich, dass der Begriff "Al" der arabische Artikel der-die-das ist (wie im Englischen gibt es nur einen Artikel). Viele weitere deutsche Worte, welche mit "Al-" beginnen sind arabischen Ursprungs.
Ein weiterer Weg führte über die großen griechischen Philosophen wie Platon und Aristoteles. In Europa erlebte die Alchemie ihre Blütezeit im Mittelalter. Als wichtigster Vertreter ist hier Theophrastus Bombastus von Hohenheim - besser bekannt als Paracelsus - zu nennen. Dieser beschäftigte sich mit einem für uns z.B. sehr aktuellem Thema, er wollte einen Menschen in einem Reagenzglas zeugen. Dies wurde schon von der heutigen Medizin realisiert und weit übertroffen.
Außerdem haben die Menschen in Europa - nachdem die arabischen Schriften, aus dem 12. Jahrhundert Jahrhunderte später ins Lateinische übersetzt wurden - begonnen sich auch für die Alchemie zu interessieren.
Eines ihrer Hauptinteressen lag in der Suche nach dem Stein der Weisen. Der Grund dafür, warum sie den Stein der Weisen suchten war folgender: er sollte Metalle reinigen und perfektionieren, wodurch er alle Leiden heilen und aus Greisen junge Menschen machen sollte.
Alchemistische Texte wurden immer häufiger in den Landessprachen übersetzt und nicht mehr nur in Latein gehalten. Häufig waren die Alchemisten Mönche, worunter sich insbesondere der Orden des Hl. Franziskus hervortat. Immer häufiger wurden alchemistische Aktivitäten verboten. Im Jahr 1317 erließ Papst Johannes XXII eine Bulle gegen die Alchemie. Diesem Papst sagte man im Übrigen nach, heimlich selbst alchemistische Studien betrieben zu haben und so zu ungeheurem Reichtum gelangt zu sein.
Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg war auch für die Verbreitung alchemistische Literatur sehr förderlich. Außerdem waren die Bereitung der Druckfarben und die Metallurgie der Lettern bedeutende Probleme der Chemie im ausgehenden Mittelalter. Somit war die Alchemie nicht länger eine Geheimlehre.
Die Prinzipien der traditionellen Alchemie, wie zum Beispiel das Wachstum von Mineralien, die Umformung von Metallen, das Elixier des Lebens, die Pflicht der Geheimhaltung zu kennen, wurden in der Zeit der Renaissance voll anerkannt und sogar noch in einigen Aspekten erweitert. Heinrich Kuhnrath war ein bedeutender Alchemist des 16. Jahrhunderts, er war der Meinung, dass man den Stein der Weisen mit Jesus Christus identifizieren könne. Er sagt Jesus sei der ,,Sohn des Makrokosmos".
Im 15. jahrhundert ergänzte der Alchemist und Benediktinermönch Blasius Valentinus den spekulativen und mystischen Teil der Alchemie um die gewissenhafte und wissenschaftliche Arbeit. Obwohl er die aus heutiger Sicht falsche Ansicht des Aristotelischen Elementarmodells nicht anzweifelte, entwickelte er bei der Suche nach den Bestandteilen der Metalle die quantitative Analyse, das heißt also, die genaue Bestimmung der Stoffmengen, die an einer Reaktion beteiligt sind. Diese Methode ist in der heutigen Chemie absolut grundlegend. Jedoch hatten seine Arbeiten Erfolg, denn er gilt zum Beispiel als Entdecker der Salzsäure.
III. War Isaac Newton ein Alchimist?
Sir Isaac Newton (* 4.1.1643 Wollsthorpe +31.3.1727 Kensington) warerhob englischer Physiker, Mathematiker, Astronom und auch Alchimist.
Damals, im 17. Jahrhundert trennte man noch nicht scharf zwischen Physik und Philosophie und so galt Newton als Philosoph. So mutet es für heutige Menschen etwas seltsam an, wenn sie erfahren, dass Newton sich mit einer „Pseudowissenschaft“ beschäftigte. Denn Newton gilt als einer der größten Naturwissenschaftler aller Zeiten, ihm verdanken wir die Kenntnisse über Gravitation und die Bewegungsgesetze, er legte den Grundstein für die Mechanik, Kenntnisse über die Differenzialrechnung und viele andere Errungenschaften.
Dass diese Tatsache so wenig bekannt ist liegt wohl daran, dass er seine Ergebnisse niemals veröffentlichte, obwohl er behauptete, dass einige seiner Versuche erfolgreich waren. Seine alchemistischen Manuskripte blieben bis 1940 unbeachtet. Erst im Jahre 1975 analysierte Professor B.T. Dobbs sorgfältig Newtons Manuskripte und veröffentlichte in Folge dessen in dem Buch ,,The Foundations of Newton Alchemy" seine Erkenntnisse die er gewann. Dobbs behauptet, dass Newton die umfangreiche alchemistische Literatur eingängig studiert und in seinem Laboratorium praktisch nachvollzogen hat. Dies führte er hingegen in einem Umfang bislang nie angetroffenen Umfang durch. Newtons Ziel war es mit Hilfe der Alchemie die Struktur des Mikrouniversums zu erforschen und dabei entdeckte er die Schwerkraft, die Kraft, die die Planeten auf ihren Umlaufbahnen hält. Doch dies genügte ihm nicht, er wollte die Kräfte entdecken, welche die Elementarteilchen zusammenhalten. Obwohl er sich von 1669-96 mit dieser Kraft befasste, gelang es ihm nicht sie zu finden.
Newton war der Auffassung, dass Gott zum Beginn der Menschheit einigen Privilegierten die Geheimnisse der Naturphilosophie (Lehre, die versucht naturwissenschaftliche Ergebnisse mit bestimmten Weltanschauungen zu verbinden) und der Religionen verriet. Laut ihm gingen diese Kenntnisse verloren und wurden später wieder entdeckt und in Fabeln und Mythen verarbeitet, aber nur Eingeweihte seien in der Lage dies zu erkennen. Newton ist aber der Meinung, das man diese Kenntnisse durch zielstrebige Experimente wiedererlangen könne.
Newtons alchemistisches Denken ging soweit, dass man sagen kann, er habe ab 1675 alles versucht um Alchemie, Philosophie und Mechanik miteinander zu vereinen.
Als Dichter ist Johann Wolfgang von Goethe vielen bekannt, aber nur wenige wissen, das sich Goethe auch als Naturforscher versuchte.
Goethe selbst verstand sich mehr als Wissenschaftler, denn als Schriftsteller. Er war davon überzeugt, dass es ein Geheimnis der Schöpfung geben muss. So versuchte er anhand von alchemistischen Experimenten das „Rätsel“ zu entschlüsseln.
Nachdem Goethe 1768 von einem Alchemisten von einer schweren Krankheit geheilt wurde, begann er mit seinen Forschungen, diese verarbeitet er in seinem „Faust“. Goethe selbst interessierte sich ungemein für die Chemie und ließ sich von der Universität Jena stets über die neuen chemischen Forschungen informieren und gab immer wieder neue Anregungen.
Goethe war z.B. auch an der Entdeckung des Koffeins beteiligt, welche er durch den Vergleich von Tollkirschen, und Kaffeepflanzen machte, welche beide durch ihren Inhaltsstoff eine Veränderung der Pupillen hervorrufen.
Außerdem prägte er andere Bereiche wie z.B.:
- die Farbenlehre
- die Geologie
- die Botanik
- die Zoologie
- die Wissenschaftsmethodik
V. Die Geburtsstunde der modernen Chemie
Die endgültige Verdrängung der spekulativen Alchemie durch eine als Naturwissenschaft anerkannte Chemie brachte der Hamburger Gelehrte Joachim Jungius (1597-1657) und vor allem auch der Engländer Robert Boyle (1627-1691). Boyle revolutionierte die Weltanschauungen in seinem Buch „The Sceptical Chymist“, das auf deutsch „ der streng prüfende Chemiker“ heißt. Denn zum ersten Mal vollzog er eine strikte Trennung von Aristoteles Urstofftheorie. Die wichtigste Errungenschaft Boyles war es, dass er die Elemente nicht mehr als Träger bestimmter Eigenschaften der Stoffe ansah, sondern er entdeckte, dass es die Stoffe selbst waren. In Folge dessen wurden die Elemente durch Boyle zu Bausteinen aller anderen Stoffe. Somit waren alle chemischen Verbindungen nicht mehr in einfachere Stoffe zerlegbar. Das Experiment wurde endgültig zum Beweismittel in der Chemie, denn die Nachweisbarkeit einer Theorie stellt sie auf eine nachvollziehbare, streng wissenschaftliche Ebene.
Die Anfänge waren komplett gegenteilig im Vergleich zu der Gedankenwelt der alten Griechen, denn diese hatten sich komplett der Theorie verschrieben und mieden Experimente.
Auf diesen Grundlagen begründete Antoine Laurent de Lavoisier (1743 - 1794 ) die Gewichtsbestimmung bei Stoffen. Er bemerkte die Rolle des Sauerstoffs bei der Verbrennung von Stoffen und formulierte die quantitative Analyse in allgemeingültiger Weise, welche heute noch unverändert verwendet werden.
Lavoisier:
„Nichts wird bei den Operationen künstlicher oder natürlicher Art geschaffen, und es kann als Axiom angesehen werden, dass bei jeder Operation eine gleiche Quantität Materie vor und nach der Operation existiert.“
Es gibt heute doch eine stattliche Anzahl an Portraits von Johannes Kepler. Drei Kunstwerke und vor allem ihre Erschaffer sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.
Außerdem findet sich im Anschluss noch eine Kepler-Kunstgalerie der besonderen Art: Johannes Kepler beziehungsweise sein Werk als Motiv zahlreicher internationaler Briefmarken.
Dieses Gemälde stammt von dem deutschen Maler Hans von Aachen.
Biographie
Anders als sein Name es vermuten lässt, wurde von Aachen nicht in Aachen, sondern 1552 in Köln geboren. Der Familienname leitet sich vom Geburtsort seines Vaters und somit auch der Stadt der Herkunft der Familie ab.
Der ehemalige Schüler des flämischen Malers Georg Jerrigh – jener hat es nur zu eingeschränktem Ruhm gebracht – war Zeit seines Lebens tätig in Köln, Italien, Bayern und vor allem in Prag. Von Aachens Wanderschaft begann 1574, als er sich für etwa zehn Jahre nach Italien aufmachte. Seine Fortbildungsreise führte ihn nach Florenz, Rom und Venedig, wo er sich mit den Werken der Künstler Tintoretto und Caravaggio auseinander setzte.
Der Erfolg sollte sich schon kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland einstellen. Er brachte es bald zu einem angesehenen Portraitmaler, zu dessen Kunden neben der feinen Kölner Gesellschaft auch die Augsburger Familie Fugger und der bayerische Herzog gehörten.
Die wohl größte Ehre wurde Von Aachen im Jahre 1592 zuteil: Er bekam den Auftrag das offizielle Portrait des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches und Königs von Ungarn und Böhmen, Rudolf II, zu malen und wurde am Prager Hof als Kammermaler angestellt.
Kurz darauf heiratet er die Tochter des Komponisten Orlando di Lasso.
Als Rudolf II im Januar 1612 verschied, arbeitete der Maler für seinen Nachfolger Matthias weiter.
Am 4. März 1615 starb Hans von Aachen in Prag, wohin er 14 Jahre zuvor seinen Wohnsitz verlegt hatte.
Stil und bekannte Gemälde
Von Aachen war nicht nur einer der bedeutendsten Künstler jener Zeit, sondern auch ein typischer Vertreter des Kunststils Manierismus. Dementsprechend weisen auch seine Werke typische Stilmerkmale auf:
Charakteristisch sind gestreckte Proportionen der Figuren, die in übertriebener, häufig gedrehter Haltung dargestellt sind und deren Beziehung zum umgebenden Raum häufig unklar ist; eine unrealistische, oft theatralische Wirkung des Hintergrunds; Hell-Dunkel-Kontraste und die Verwendung dünner, oft nicht harmonierender, emailartig glänzender Farben. Auf Dramatik, gefühlsbetonte Effekte, Bewegungen und effektvolle Bildkomposition wurde genauso Wert gelegt, wie auf Komplexität und technische Perfektion.
Von Aachen bezog sich in seinen Gemälden häufig auf mythologische, allegorische oder religiöse Themen. Gerne brachte er auch hierbei den nackten Frauenkörper mit ein. Zu sehen ist dies zum Beispiel in seinen beiden Gemälden „Allegorie des Friedens und des Überflusses“ (1602) und „Sieg der Wahrheit unter dem Schutze der Gerechtigkeit“ (1598), auf dem die nackte Wahrheit zur Gerechtigkeit flieht, die ihren Löwen loslässt, der den Sieg der Wahrheit sicher stellt.
Ein Beispiel für ein biblisches Werk von Hans von Aachen ist das Gemälde „Kreuzigung“.
Dieser Stich aus dem Jahre 1620/21 von Jakob van der Heyden stellt wohl eine der bekanntesten Abbildungen Johannes Keplers dar.
Biographisches und sonstige Werke
Über den Künstler selbst ist recht wenig bekannt. Er lebte von 1573 bis 1645 und war Kupferstecher und Verleger in Straßburg.
Auch Van der Heyden hatte prominente Motive. So stach er 1632 ein Werk namens „Reiterstich“, das den schwedischen König Gustav II Adolf zeigt. Und auch den Dichter, Diplomaten und Gelehrten Martin Opitz hielt er 1631 auf Kupfer fest.
Neben solchen Portraitierungen veröffentlichte Van der Heyden auch Kupferstichfolgen, die ganze Geschichten darstellten. Als Beispiel sei seine 1608/1618 erschienene Folge „Speculum Cornelianum Pugillus facetiarum iconographicarum“ (= Cornelscher Spiegel. Ein handvoll drolliger Einfälle in Bildern) mit dem deutschen Zusatz "Allerhand Kurtzweilige Stücklein, allen Studenten furnemblich zu Lieb", die die wichtigsten Ereignisse aus der Cornelius-Komödie darstellte, genannt.
Des weiteren fertigte Van der Heyden Stiche, die - mehr oder weniger genaue - geografische Karten darstellten. Eine dieser Karten, die Bayern darstellte, wurde im Nachhinein folgendermaßen kommentiert: „...stellt ein Beispiel unsachgemäßer Generalisierung, unübersichtlicher Darstellung und unausgereiften Stichs einer Folgekarte dar. Beispielsweise sind Donau, Isar und Inn größtenteils in ihrer Breite weit übertrieben.“
Van der Heydens Technik: Der Kupferstich
Um einen Stich herzustellen schneidet beziehungsweise ritzt der Künstler mit einem spitzen Werkzeug, dem sogenannten Grabstichel, sein Bild in eine Kupferplatte mit polierter Oberfläche. Das Kunstwerk selbst ist jetzt eigentlich schon erstellt, was folgt ist eine rein handwerkliche Arbeit: Auf die Platte wird mit Hilfe einer Walze Farbe aufgetragen, die die eingeschnittenen Linien, Punkte und Flächen auffüllt. Anschließend wird die überschüssige Farbe abgewischt, damit sich nur noch in den Vertiefungen Farbe befindet. Nun wird das Kunstwerk gedruckt. Hierzu legt man einen Bogen angefeuchtetes Papier auf die eingefärbte Platte und deckt es mit einem weichen Tuch oder Filz ab. So präpariert kommt das Ganze in die Druckpresse. Unter dem Druck der Rollen in der Presse saugen Papier und Wattierung die Farbe aus den eingeschnittenen Linien auf, so dass das Bild auf das Papier übertragen wird.
Von einem einmal gefertigten Stich lassen sich einige Hundert bis höchstens tausend Vervielfältigungen anfertigen. Beinahe unbegrenzte Auflagenhöhen waren erst mit dem 1820 erfundenen Stahlstich möglich.
Seit Albrecht Dürer (1471 – 1528) werden druckgraphische Werke vom Künstler signiert. Nebenstehend sind Van der Heydens Zeichen zu sehen. Auch auf dem Portrait Keplers lassen sich seine Initialen deutlich im rechten unteren Eck erkennen.
Dieses Gemälde von Jean-Léon Huens zeigt Johannes Kepler mit Berechnungen in der Hand vor einem Portrait seines ehemaligen Lehrers: dem dänischen Astronomen und Mathematiker Tycho Brahe.
Jean-Léon Huens lebte von 1921 – 1982, folglich entstand auch dieses Bild lange nach Keplers Tod. Huens malte es während seiner Zeit in Amerika, als er für die National Geographic Society arbeitete.
Biographie
Jean-Léon Huens wurde am 1. Dezember 1921 im belgischen Melsbroek geboren.
Bis 1943 seine Illustrationen für ein belgisches Kinderbuch den Start seiner Künstlerkarriere darstellten, lernte er an der Cambre Academy.
Kurz darauf gründete er zusammen mit seinem Bruder Etienne den Verlag Historia.
Belgien verdankt Huens die größte Serie an Bildern, die je über die Geschichte des Landes gestaltet wurden. So fertige er 600 Gemälde, die die Vergangenheit Belgiens vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert darstellen.
Außerdem arbeitete er für mehrere andere belgische Verläge, wie zum Beispiel Casterman, Marabout, Desclée De Brouwer und Durendal und zeichnete Titelbilder für die Zeitschrift „Tintin“ (unter seinem eigenen Namen, oder unter „Huys“).
Auf Grund der geringen Aufmerksamkeit, die ihm in Belgien zuteil kam, verließ er Belgien, um in Amerika sein Glück zu suchen. Dort wurde er ab 1962 bekannt, als er anfing Titelblätter und Illustrationen für die „Saturday Evening Post“ zu malen. Außerdem war er sowohl Mitarbeiter des „Reader’s Digest“ Magazins, als auch des Taschenbuches, für das er einige Shakespeare-Stücke illustrierte. Regelmäßig arbeitete er auch für das Magazin der bereits erwähnten National Geographic Society, das „National Geographic“. Hierfür bebilderte er hauptsächlich historische Berichte. So malte er gerne berühmte Männer vergangener Zeit, darunter auch sämtliche bedeutende Naturwissenschaftler, wie Kopernikus, Newton, Galilei, Einstein - oder eben Johannes Kepler.
1973 wurde Huens für sein Poster gegen Trunkenheit hinterm Steuer der erste Preis des Securite Routiere Européenne verliehen und auch bei den Jahresausstellungen der Society of Illustrators (Amerikanische Gesellschaft der Illustratoren) waren häufig seine Werke zu sehen.
Nach zwei Jahrzehnten in Amerika kehrte er zurück in sein Heimatland Belgien.
Am 24. Mai 1982 starb Jean-Léon Huens in Benisa in Spanien.
Doch auch nach seinem Tod sollte ihm noch eine große Ehre zuteil werden: Am 20 Juni 2003 wurde Huens in die „Hall of Fame“ der Society of Illustrators aufgenommen und sein Name findet sich nun zwischen denen anderer großer Illustratoren wie Howard Pyle, Norman Rockwell, Maxfield Parrish oder Erte und Maurice Sendak.
IV. Kepler-Briefmarken-Galerie
Johannes Keplers Gesetze aus den Jahren 1609 (Gesetz 1 und 2) und 1619 (Gesetz 3) beschreiben die Bewegungen der Planeten – und anderer Objekte – um die Sonne und stellen damit die erste wissenschaftlich korrekte Beschreibung dieser Bewegungen dar.
Er veröffentlichte sie in seinen beiden Werken „Astronomia Nova" (Neue Astronomie) und „Harmonices Mundi" (Weltharmonik).
Möglich gemacht wurden ihm diese Berechnungen durch die ausgezeichneten Beobachtungsergebnisse des dänischen Astronomen Tycho Brahe, dessen Mitarbeiter Kepler von 1600 bis zum Tod Tychos war. Brahe ging den Eigenheiten des Planeten Mars nach und so konnte Kepler mit den Beobachtungen von dessen stark exzentrischer Bahn eine verbesserte Theorie über die Form der Umlaufbahnen aufstellen.
Historisches
Kepler widmete sich mit seiner Forschung nach der Planetenbewegung einem seit dem Altertum ungelösten Problem. Schon damals machte man sich Gedanken über das richtige Weltbild. Der griechische Astronom und Mathematiker Ptolemäus (ca. 155 n. Chr.) stellte ein lange Zeit bestehendes Weltbild auf, demzufolge die Planeten sich auf Kreisbahnen um die ruhende Erde bewegen sollten. Doch schon zu Zeiten der Antike fiel den Wissenschaftlern auf, dass sich die Schleifenbewegungen – die man erkennen kann, wenn man die von der Erde aus beobachteten Bewegungen der Planeten unseres Sonnensystems relativ zum Fixsternhimmel aufzeichnet – nicht mit dieser Theorie erklären lassen. Also bediente man sich einiger „Hilfskonstruktionen“: Man versuchte diese Bewegungen damit zu erklären, dass jeder Planet auf einer kleinen Kreisbahn, dem so genannten Epizykel („Hilfskreis“), rotiere, dessen Mittelpunkte auf einer Bahn, dem so genannten Deferent („Hauptkreis“), um die Erde kreise. Um die Planetenbewegung aber nun wiedergeben zu können musste man bis zu 40 Epizykel einführen, wodurch die Theorie recht kompliziert wurde, die Mängel und Widersprüchlichkeiten aber immer noch nicht vollständig behoben werden konnten.
Revolutionär war dann die Idee des polnischen Astronoms Nikolaus Kopernikus zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Sein Weltbild sah vor, dass alle Planeten – auch die Erde – um die Sonne kreisen (heliozentrisches Weltbild), die Erde werde nur vom Mond umkreist. Doch auch seine Theorie stimmte nicht mit dem Schauspiel am Himmel überein und so griff auch Kopernikus auf Epizykel zurück.
Diese Schwierigkeiten, ein passendes Weltbild zum realen Himmelsbild zu finden, rühren von den Fehleinschätzungen bezüglich der Art und Weise der Bewegung der Planeten. So korrigierte und verbesserte Johannes Kepler das kopernikanische System mit seinen „Kreisbahnen“, indem er die ellipsenförmige Bewegung der Planeten um die Sonne feststellte, mit deren Hilfe sich die Planetenbahnen verstehen lassen.
Kepler selbst formulierte diese Tatsache folgendermaßen:
„Die Sache liegt daher einfach so: Die Planetenbahn ist kein Kreis; sie geht auf beiden Seiten allmählich herein und dann wieder bis zum Umfang des Kreises im Perigäum [erdnächster Punkt der Mondbahn] hinaus. Eine solche Bahnform nennt man ein Oval."
Zur Erklärung: Was ist eine Ellipse?
Eine Ellipse ist eine geschlossene ebene Kurve mit einem Mittelpunkt und zwei Brennpunkten. Für jeden Punkt auf der Ellipse ist die Summe der Abstände zu den beiden Brennpunkten konstant. Die Ellipse wird durch zwei Achsen beschrieben: die große Achse, die durch die beiden Brennpunkte verläuft und die kleine Achse, die senkrecht zur großen steht und durch den Mittelpunkt geht. Die Ellipse ist sowohl zu den beiden Achsen, als auch zum Mittelpunkt symmetrisch.
Erläuterung zum Gesetz:
Kepler stellte also wie gesagt fest, dass die von Planeten (P) beschriebene Umlaufbahn um die Sonne der geometrischen Figur der Ellipse gleicht. Die Sonne (S) steht hierbei in einem der beiden Brennpunkte (S und B). Wichtige Punkte auf der elliptischen Planetenumlaufbahn sind außerdem das Aphel (Ap, der sonnenfernste Punkt) und das Perihel (Pe, der sonnennächste Punkt). Diese beiden Punkte sind die Schnittpunkte der großen Achse mit der Umlaufbahn.
Für die Beziehungen der Strecken gelten die selben Regeln wie in jeder Ellipse:
- Abstände PB + PS = konstant und zwar:
- Abstände PB + PS = Länge ApPe
- Verhältnis MS / MB = Exzentrizität (der Umlaufbahn)
Heute weiß man zum einen, dass das erste Gesetz exakt gilt, wenn man statt der Sonne den Schwerpunkt des Systems Sonne-Planet in den Brennpunkt der Bahnellipse setzt, aber zum anderen auch, dass die Ellipsen nicht wirklich geschlossen sind, sondern auf Grund relativistischer Effekte Abweichungen aufweisen.
Kepler selbst meinte dazu:
„Unvollkommenes, jedoch für die Sonnen- oder Erdbahn ausreichendes Verfahren zur Berechnung der Gleichungen auf Grund der physikalischen Hypothese. Da ich mir bewußt war, daß es unendlich viele Punkte auf dem Exzenter [außerhalb des Mittelpunktes liegende angebrachte Steuerungsscheibe] und entsprechend unendlich viele Abstände gibt, kam mir der Gedanke, daß in der Fläche des Exzenters alle diese Abstände enthalten seien."
Erläuterung zum Gesetz:
Dieses Gesetz, das auch Flächensatz genannt wird, sagt aus, dass die gerade Linie, die den Mittepunkt des Planeten mit dem Mittelpunkt der Sonne verbindet, der sogenannte Radiusvektor, in gleichen Zeitabständen gleiche Flächen überstreicht. Daraus folgt, dass sich die Planeten schneller bewegen, je näher sie an die Sonne kommen.
Zwischen den Positionen der Planeten P und P’ bzw. P2 und P2’ liegen jeweils die gleichen Zeitabstände. Die Flächen, die ihre Radiusvektoren überstreichen sind – wie es das Gesetz besagt – gleich. Man kann also deutlich erkennen, dass die Strecke, die der Planet an Position P2 in dieser Zeit zurückgelegt hat größer ist und damit auch seine Geschwindigkeit höher als die vom Planet an Position P sein muss.
Erklären lässt sich die Beschleunigung der Planeten in Sonnennähe damit, dass die Anziehungskraft der Sonne stärker wird, je näher man ihr kommt und diese Anziehungskraft wird durch die ihr entgegengerichtete Zentrifugalkraft ausgeglichen.
Auch dieses Gesetz gilt exakt, wenn man statt der Sonne den Schwerpunkt des Systems Sonne-Planet in den Brennpunkt der Bahnellipse setzt.
Das Zweite Keplersche Gesetz ist physikalisch äquivalent mit dem Drehimpuls-Erhaltungssatz.
Zur Erklärung: Was ist der Drehimpuls-Erhaltungssatz?
Der Drehimpuls, der von der Drehgeschwindigkeit abhängig ist, beschreibt die Drehbewegung eines Körpers. Seine Richtung fällt mit der Drehachse zusammen, um welche die Rotation erfolgt. Der Drehimpuls-Erhaltungssatz besagt nun, dass der Drehimpuls nur durch das Einwirken äußerer Kräfte verändert werden kann. Solange keine Kräfte oder nur Zentralkräfte (Kräfte, die auf ein räumlich feststehendes Zentrum zeigen) wirken, ändert sich der Drehimpuls zeitlich nicht und bildet so eine Erhaltungsgröße des Systems.
Der Drehimpuls der Erde ist zeitlich konstant, da die auf die Erde wirkende Gravitationskraft eine Zentralkraft (sie ist stets auf den Sonnenmittelpunkt gerichtet) darstellt. Aus diesem Grund liegt die Umlaufbahn der Erde in einer räumlich festen Ebene.
(Kepler nannte die großen Halbachsen noch „mittlere Entfernung“ von der Sonne.)
Kepler selbst formulierte es folgendermaßen:
„Allein es ist ganz sicher und stimmt vollkommen, daß die Proportion, die zwischen den Umlaufzeiten irgendzweier Planenten besteht, genau das Anderthalbe der Proportion der mittleren Abstände, d.h. der Bahnen selber, ist."
außerdem fügte er hinzu:
„Meine Absicht dabei ist, aufzuzeigen, daß die Himmelsmechanik nicht einem göttlichen Gefüge, sondern eher einem Uhrwerk verglichen werden muß... insofern nämlich, als all die vielfältigen Bewegungen mittels einer einzigen, recht einfachen magnetischen Kraft erfolgen, wie bei einem Uhrwerk alle Bewegung durch ein schlichtes Gewicht bewirkt werden.”
Zum Vergleich:
Erläuterung zum Gesetz:
Kepler nannte die großen Halbachsen noch „mittlere Entfernung“ von der Sonne.
Mit diesem Gesetz stellt er eine Beziehung zwischen den Umlaufzeiten T1 und T2 von zwei Planeten und ihren Abständen von der Sonne a1 und a2 her:
Daraus folgt, dass ein Planet für seinen Umlauf um die Sonne mehr Zeit benötigt, je weiter er von ihr entfernt ist. Sonnenferne Planeten haben also geringere mittlere Bahngeschwindigkeiten als sonnennähere Planeten.
Der große Vorteil, der sich daraus ergibt, ist, dass man nun eine Möglichkeit gefunden hat, mit Hilfe der leicht zu ermittelnden Umlaufzeiten der Planeten deren relative Abstände von der Sonne zu berechnen.
Bei diesem Gesetz vernachlässigte Kepler jedoch sowohl die Massen m1 und m2 der Planeten, als auch die Masse M der Sonne. Korrekterweise lautet das Gesetz:
Da die Masse der Sonne aber im Vergleich zu den Planetenmassen sehr groß ist, kann dieser Faktor vernachlässigt werden, solange die Massenunterschiede der Planeten nicht all zu enorm sind.
Kombiniert man nun Keplers Gesetz mit Newtons Gravitationsgesetz erhält man unmittelbar die Umlaufzeit T eines Planeten um die Sonne:
(wobei G = Gravitationskonstane)
So beträgt beispielsweise die Umlaufzeit der Erde um die Sonne nach diesem Gesetz:
Die Keplerschen Gesetze entkräfteten die bisherigen Vorstellungen der Planetenbewegung und leiteten somit diesbezüglich ein regelrecht neues Zeitalter für die Astronomie ein. So äußerte sich der französische Mathematiker, Astronom, Literat und erste Bürgermeister von Paris Jean Sylvain Bailly in „Histoire de l’Astronomie moderne“ (Geschichte der modernen Astronomie) über Kepler wie folgt:
„Il est le véritable fondateur de l’astronomie moderne, et c’est un présent que a Germaine a fait à l’Europe.“
(„Er ist der wirkliche Begründer der modernen Astronomie, und das ist ein Geschenk, welches Deutschland Europa gemacht hat.“)
Ferner spielten diese Gesetze eine große Rolle für das Gravitationsgesetz von Sir Isaac Newton. Die Kraft, die im Gravitationsfeld der Sonne auf die Planeten wirkt, zwingt die Planeten dazu, um die Sonne zu laufen. Auch sind sie wichtig für das Verständnis der Umlaufbahnen des Mondes und künstlicher Satelliten.
Bis heute haben die Keplerschen Gesetze in einigen Bereichen eine große Bedeutung. So navigieren Raumsonden im Prinzip noch immer nach diesen elementaren Lehrsätzen. Außerdem lassen sich die Keplerschen Gesetze auch allgemein auf andere Systeme übertragen, in denen sich Körper um ein Schwerkraft-Zentrum bewegen.