“Vom Sein der Dinge, die wir mit den Augen betrachten, zu den Ursachen ihres Seins und Werdens vordringen” – das ist wesentlicher Teil des Vermächtnisses von Johannes Kepler, das es gilt, an Generationen weiterzugeben, die zukünftig Verantwortung tragen.
Unter diesem Leitgedanken lädt die Kepler-Gesellschaft Schülerinnen und Schüler der 20 Kepler-Gymnasien in der EU zur Teilnahme am Kepler-Preis ein, insbesondere in den Jubiläumsjahren, die an das Leben und Werk Johannes Keplers erinnern.
An der Schwelle zur Neuzeit hat Kepler mit seinem Lebenswerk einen weiten Bogen gespannt von der Astronomie und Mathematik über die Theologie und Musik bis hin zu einer neuen Himmelsphysik.
Glaube und selbstkritische naturwissenschaftliche Forschung ergänzen und begegnen sich bei Johannes Kepler auf einzigartige und vielfältige Weise. Sie begleiten ihn zeitlebens auf dem Weg zur Überwindung jeglicher Art von Dogmatismus, um zu den Erkenntnissen über die Naturgesetze zu gelangen, die die Welt des Seins im tiefsten Inneren bewegen und zusammenhalten. Seine eindrucksvollen Studien zur Musiktheorie, zur Theologie und zur Naturphilosophie sind beredtes Zeugnis dafür, dass er bei all seinen astronomischen und mathematischen Erkenntnissen über die Bewegung der Planeten im Kosmos immer auch unorthodox und Grenzen überschreitend gedacht hat und inspiriert war von der großen Frage nach dem Ursprung allen Seins. Ohne seine Standhaftigkeit, sein unbedingtes Streben nach Wahrhaftigkeit, fern jeder persönlichen Eitelkeit oder Ruhmsucht, allein den Prinzipien unbeirrbarer Forschung und den Grundsätzen ethischer und sozialer Verantwortung verpflichtet, hätte Kepler allerdings nicht bestehen können in einer Zeit, die geprägt war von gewaltigen und äußerst konfliktträchtigen Auseinandersetzungen zwischen Reformation und Gegenreformation.
Auch in unserer Welt des aufgeklärten Denkens entdecken wir trotz allen Fortschritts in den Wissenschaften sowie der Demokratisierung in den gesellschaftlichen und den politischen Institutionen neue Ansätze zum Dogmatismus und Fundamentalismus. Um so wichtiger ist es, das Vermächtnis Johannes Keplers in den Schulen, die seinen Namen tragen, zu pflegen und ihre Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, in der geistigen Tradition und nach dem Vorbild Keplers zu forschen und den gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit mutig zu begegnen.
Eines unserer Ziele ist es, das Vermächtnis Johannes Keplers auch für die Jugend mit Leben zu erfüllen und sie zu begeistern für Projekte aus allen Fachbereichen, die in der Tradition von Keplers Denken und Wirken stehen. Dies gilt ganz besonders für die Auseinandersetzung mit Themen und Fragestellungen in den Naturwissenschaften. Darüber hinaus möchten wir durch die Vergabe des Kepler-Preises die persönlichen Kontakte zwischen den Kepler-Gymnasien in Europa vertiefen und die Zusammenarbeit mit der Kepler-Gesellschaft anregen.
Leitgedanke bei der Ausschreibung und Vergabe des Kepler-Preises ist es, Schülerinnen und Schüler einzuladen, sich eigenständig mit dem vielfältigen Vermächtnis Keplers zu befassen. In fast allen schulischen Fachbereichen lassen sich daher Themen finden, die von einzelnen Schülerinnen und Schülern oder in einer Gruppe bearbeitet werden können.
Dabei ist es uns wichtig, Jugendliche - ganz in der Tradition von Keplers Denken und Forschen - auch dazu zu ermutigen, sich unorthodox und fächerverbindend mit den Herausforderungen und Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen.